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Qualität beurteilen

Pflege-TÜV: Was ist ein gutes Heim?

Ein junges Mädchen mit Kopftuch hält einer älteren Dame die Hand. Beide sitzen auf roten Sesseln und lächeln sich an.Szene in einem Caritas-Pflegeheim, in welchem eine junge Muslima eine Pflegeausbildung absolviert.DCV/Harald Oppitz, KNA

Bis 2019 wurden die Qualitätsprüfungen, die der MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung) in Pflegeheimen regelmäßig durchführt, in Form von Pflegenoten veröffentlicht. Das Schulnotensystem sollte übersichtlich darstellen, welchen Qualitätsstandard die Heime haben. Doch das Pflegenoten-System war wenig aussagekräftig: Im Schnitt hatten die mehr als 13.000 Pflegeeinrichtungen in Deutschland eine Note von 1,2. Qualitätsunterschiede waren kaum erkennbar. Denn wer in einem Bereich schlecht abschnitt, konnte dies mit einer sehr guten Note in einem anderen Bereich einfach ausgleichen.

Qualitätsdarstellung ohne Pflegenoten

Seit Herbst 2019 gibt es neue gesetzlich vorgeschriebene Methoden der Qualitätsmessung und auch der Darstellung der Qualität. Die von vielen als Mogelpackung kritisierten Pflegenoten sind abgeschafft. Pflegebedürftige und deren Angehörige sollen verlässlich über das Qualitätsniveau der Pflegeheime informiert werden und unterscheiden können, was ein gutes und was ein schlechtes Heim ist.

Das Prüfverfahren kombiniert interne Qualitätsmessungen der Heime mit externen Prüfungen durch den MDK. Dadurch erhalten die Einrichtungen einen guten Überblick, wo intern noch Verbesserungen zum Wohle der Bewohnerinnen und Bewohner möglich sind. Hinzu kommen allgemeine Informationen zur Einrichtung, wie etwa zur Ausstattung der Zimmer oder zur Erreichbarkeit der Einrichtung mit dem öffentlichen Nahverkehr.

  • Halbjährlich erheben die Heime selbst die Ergebnisse aus drei vorgegebenen Qualitätsbereichen. Dabei spielen Fragen eine Rolle, wie mobil und selbstständig die Bewohnerinnen und Bewohner sind, wie viele an Druckgeschwüren oder Gewichtsverlust leiden und weitere Indizien, die auf Pflegemängel hinweisen könnten.
  • Der MDK prüft dann jede Einrichtung (vorangemeldet, mit einem Tag Vorlauf). Neben einem Abgleich der internen Ergebnisse und der stichprobenmäßigen Beschäftigung mit neun Bewohnerinnen und Bewohnern je Einrichtung, gibt es auch ein Fachgespräch mit den Pflegekräften vor Ort. Heime mit guten Prüfergebnissen werden dann nur noch alle zwei Jahre vom MDK besucht. Es gibt aber auch sogenannte Anlassprüfungen, die nach Hinweisen auf Mängel unangemeldet in den Heimen durchgeführt werden.

Die Ergebnisse finden Sie auf den Internetseiten der Pflegekassen:

Anmerkung für die Übergangszeit zwischen Ende 2019 und den ersten Monaten im Jahr 2020: Wie bereits betont, gibt es keine Gesamtnote mehr für die Qualitätsbeurteilung von Pflegeeinrichtungen. Es wird jedoch eine gewisse Übergangszeit geben, bis die neuen Qualitätsbeurteilungen in den aufgelisteten Portalen dargestellt werden.  

Die Qualitätsdarstellungen enthalten viele hilfreiche Details, die zur Auswahl wichtig sind. Wir empfehlen allen, die auf der Suche nach einem Platz im Pflegeheim sind, sich für die Entscheidung unbedingt die nötige Zeit zu nehmen. Und sich in jedem Fall vor Ort im jeweiligen Heim zu informieren.

Wenn Sie oder jemand Ihrer Angehörigen sehr schnell stationäre Hilfe benötigt, können Sie sich zunächst auf einen Kurzzeitpflegeplatz beschränken. Der Wechsel in ein anderes Heim, das Ihren Qualitätsansprüchen besser entspricht, kann dann im Nachgang eingeleitet werden.  

Weitere Orientierungshilfen für die Einschätzung eines Heimes

Es gibt etliche weitere Prüfverfahren für die Pflegequalität von Einrichtungen und Diensten in der Pflegebranche. Unter anderem gibt es den Grünen Haken, ein Qualitätssiegel für Einrichtungen der stationären Langzeitpflege. Dabei lassen sich die Einrichtungen freiwillig von geschulten, ehrenamtlichen Prüfern testen. Ergebnisse finden Sie auf www.heimverzeichnis.de. Zudem gibt es das unabhängige Informationsportal pflegeguete.de. Auch Erfahrungsberichte im Internet vermitteln einen ersten Eindruck von Häusern: Allerdings spiegeln sie jeweils nur eine Meinung wider und folgen keinem festen Kriterienkatalog.

Was Qualitätsprüfungen nicht erfassen

Nutzen Sie die genannten Informationsportale der Pflegekassen und der unabhängigen Anbieter für einen Vergleich der in Frage kommenden Pflegeheime in Ihrer Nähe. Betrachten Sie die einzelnen Ergebnisse unter dem Aspekt, was für Sie wichtig ist: Wollen Sie als Angehöriger etwa einen an Demenz erkrankten Menschen gut versorgt wissen, erfahren Sie in den Ergebnissen, die sich auf die Versorgung von Demenz-Patienten beziehen, mehr dazu.

Aber: Alle Bewertungen können nicht die Besichtigung eines Pflegeheims vor Ort ersetzen. Lesen Sie dazu unsere Checkliste "Welches Pflegeheim passt?".

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